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Frage 14: Wissenschaftliches Publizieren
Wie wird wissenschaftlich publiziert?
Im Bereich der Fachzeitschriften wird fachübergreifend inzwischen vorwiegend online publiziert. Der Anteil der Open-Access-Veröffentlichungen in den einzelnen Fächern variiert zwischen 5 und 30% [1]. Bei den Buchveröffentlichungen ist in den Geistes- und Sozialwissenschaften die Printform nach wie vor dominierend, während in den Naturwissenschaften auch hier die Online-Variante vorherrscht. Open Access spielt bei Büchern eine geringere Rolle als bei Fachzeitschriften.
Darüber hinaus hat die oben zitierte Erhebung ergeben, dass ca. 20% der wissenschaftlichen Zeitschriftenartikel – untersucht für das Jahr 2008 – „frei“ im Internet zugänglich sind (siehe Illustration [2]). In der Untersuchung wurde lediglich die technische Zugänglichkeit geprüft. Die Untersuchung liefert keine Ergebnisse zu der Frage, wie groß der Anteil der Artikel ist, die im originären Sinn von Open Access „frei“ zugänglich sind (siehe Frage 1: Was versteht man unter Open Access?).
Und wie sieht das Publizieren in der Praxis aus?
Wissenschaftliche Leistung wird derzeit primär an der Anzahl von Veröffentlichungen und den Veröffentlichungsorten gemessen. Aus der Perspektive der einzelnen Wissenschaftler/Wissenschaftlerinnen bedeutet dies, um jeden Preis in besonders angesehenen Zeitschriften oder Buchreihen zu publizieren.
Ein Honorar zahlen die Verlage den wissenschaftlichen Autoren/Autorinnen in der Regel nicht. Im Gegenteil, von den Autoren/Autorinnen wird verlangt, druckreife Manuskripte abzuliefern und die Nutzungsrechte an ihrem Werk dem Verlag exklusiv und vollständig zu übertragen. Oft muss dem Verlag obendrein noch eine Publikationsgebühr gezahlt werden. [3] Die Qualitätskontrolle, das so genannte „Peer Review“, wird von den Verlagen organisiert, aber von Wissenschaftler/Wissenschaftlerinnen – wieder meist ohne Honorierung – erbracht.
Die Abhängigkeit der Wissenschaftler/Wissenschaftlerinnen von bestimmten Zeitschriften ist so groß, dass sie diese unverhältnismäßigen Bedingungen hinnehmen, obwohl sie um die damit verbundenen Probleme wissen.
Sind die Rechte erst einmal exklusiv an den Verlag übertragen, sind die Urheber bei der Nutzung ihrer eigenen Werke beliebigen Dritten gleichgestellt. Wollen sie ihr eigenes Werk nutzen und dem Verlag keine Lizenzgebühr bezahlen, sind sie auf die Möglichkeiten beschränkt, die das Gesetz für die wissenschaftliche Nutzung frei gibt. Viele Wissenschaftler/Wissenschaftlerinnen machen heute geltend, dass dies eine zu starke Beschränkung ihrer Rechte darstellt und in keinem angemessenen Verhältnis zu den tatsächlich erbrachten Leistungen der Verlage steht.
[1] Björk B-C, Welling P, Laakso M, Majlender P, Hedlund T, et al. (2010): Open Access to the Scientific Journal Literature: Situation 2009. PLoS ONE 5(6): e11273.
[2] Abb. 1: "Geschätzter Umfang "frei" zugänglicher wissenschaftlicher Publikationen des Jahres 2008"
[3] Hier sind nicht Open Access-Publikationsgebühren gemeint. Vor allem im Bereich der STM-Fächer (Science, Technology, Medicine) ist es bei vielen Verlagen üblich, zusätzlich zu den Subskriptions- auch noch Publikationsgebühren (page/picture charges) zu erheben.
QUELLE: Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen: "Frequently asked Questions zu Open Access und Zweitveröffentlichungsrecht (FAQ)" [pdf], lizenziert unter Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland (CC-BY)
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MANDATE IMMEDIATE DEPOSIT BEFORE TRYING COPYRIGHT RETENTION
1. Today, total free online access (Gratis OA) -- which also includes Libre OA and Gold OA -- is about 30% of the 2.5 million articles published yearly in the planet's 25,000 peer reviewed journals, across all scholarly and scientific disciplines.
2. Academic performance is no longer evaluated by counting publications and publication types. The research impact of the publications (uptake, usage, citations) is increasingly taken into account in evaluation. And research impact is precisely what OA maximizes, by making the research accessible to all potential users, not just those whose institutions can afford subscription access to the journal in which they were published.
3. Yes, it is appalling that researchers, though they give their articles to publishers for free, and even referee them for free, asking only for impact in return, transfer copyright to their publishers, and this can and will eventually be remedied. But it cannot be remedied directly now, because authors' interests are still too strongly invested in being published by their preferred journals, who insist on copyright transfer.
4. The solution is not to try to mandate copyright retention directly: That strategy is far too slow and uncertain, because it faces far too much resistance from both publishers and authors. The solution is to mandate Green OA self-archiving first, requiring the deposit of the final draft of every article in the institutional repository immediately upon acceptance for publication. Over 60% of journals (including virtually all the top journals) already endorse making the deposit immediately OA. For the rest, the ID/OA (Immediate-Deposit/Optional-Access) Mandate is compatible with publisher OA embargoes. If the author wishes to honor a publisher OA embargo, the deposit can be made Closed Access instead of OA during the embargo period. The repository's "email-eprint-request" Button will take care of researcher usage needs during the embargo. (And universal ID/OA mandates will hasten the inevitable and well-deserved demise of both OA embargoes and copyright transfer.)