Google Book Search und das Google Book Settlement als Herausforderung für die Kultur- und Wissenschaftspolitik

Rainer Kuhlen spricht sich aktuell im Netethics-Blog für einen mehr auf Aushandlungen denn auf Abwehr setzenden Umgang mit Google Books und dem Google Book Settlement in der Politik aus. Er vertritt dabei eine sehr offene Perspektive und sieht im Angebot Googles durchaus die Möglichkeit, freie Zugänge zu Publikationen dort einzulösen, wo es für die Autoren nicht primär um kommerzielle Interessen geht. Das ist natürlich vorwiegend in der Wissenschaft.

Darüberhinaus spricht er sich für eine Erweiterung des Open Access-Gedankens auf andere Bereiche der Kultur aus. Google mit seiner Buchsuche füllt eine allgemeine spürbare Lücke hinsichtlich des Zugangs zu digitaler Information bei gleichzeitig steigendem Nutzungsinteresse an dieser Information aus. Sein Erfolg erklärt sich nicht zuletzt auch aus der Tatsache, dass es kein anderer Akteur geschafft hat, die dahingehend bestehenden Bedürfnisse der Nutzer in einer annähernd vergleichbaren Form zu bedienen. Um dem daraus aktuell resultierenden Monopolisierungseffekt entgegenzuwirken, setzt die Position Rainer Kuhlens auf Dialog und Verhandlung, wobei auch Google offensichtlich erkannt hat, dass Konfrontation keinen nachhaltigen Ansatz für ein Geschäftsmodell darstellen kann:

Google, so kann man den dessen verschiedenen Reaktionen und Verlautbarungen entnehmen, scheint die Lektion wohl gelernt zu haben, dass gegen ein breites normative Verständnis der Internetöffentlichkeit keine Geschäftspolitik auf Dauer durchzuhalten ist. Gerade aktuell ist bekannt geworden (vgl. http://archiv.twoday.net/stories/5878756/ ), dass Google durchaus eine Creative-Commons-Lizenzierung bei den in GBS eingestellten Werken für möglich hält. Z.B. dadurch, dass Autoren bzw. die verlegenden Rechteinhaber den Preis für ihre Werke im aufzubauenden Registry auf Null setzen.

Vieles am Google Book Settlement bedarf nach Ansicht des Autors einer Nachjustierung. Um diese Einzulösen erscheint aber vielmehr ein Dialog auf Augenhöhe, bei dem beide die Position des Gegenübers und vor allem der Öffentlichkeit ernst nehmen, denn ein Aufteilen der Verwertungsanteile erstrebenswert. Für die öffentliche Position käme in der Bundesrepublik dem Kulturstaatsminister als politischem Repräsentanten eine besondere Rolle zu. Rainer Kuhlen meint zu dessen Aufgabe :

"ein wenig mehr Engagement für offene, freie, uneingeschränkte Zugriffsformen zu den publizierten Wissens- und Kulturobjekten, weniger Ängstlichkeit gegenüber neuen Publikations- und Nutzungsformen im elektronischen Umfeld (auch wenn sie aus den USA kommen) und stärkerer Einsatz zur Entwicklung der Commons Wissen und Kultur könnte gewiss nicht schaden."

Der Originalbeitrag findet sich hier: Google Book Search und das Settlement – eine Herausforderung für Kultur- und Wissenschaftspolitik