Wissenschaftsfreiheit und Open Access

Der Deutsche Hochschulverband (DHV) hat mit seiner Pressemitteilung zu einem „bildungs- und wissenschaftsfreundlichen Urheberrecht“ eine Debatte darüber angestoßen, was Wissenschaftsfreiheit bedeutet. Der DHV stellt sich dabei gegen das von der Allianz der Wissenschaftsorganisationen geforderte Zweitveröffentlichungsrecht.

Diese hatte empfohlen, dass Wissenschaftler, wenn sie mit öffentlichen Geldern finanziert werden, die Ergebnisse dieser Arbeit, also Artikel und Forschungsergebnisse, entweder sofort oder nach einer angemessenen Zeit nicht nur bei einem kommerziellen Verlag veröffentlichen, sondern nach den Open-Access-Prinzipien frei zugänglich ins Internet stellen sollen.

Der DHV meint nun, dies untergrabe die Wissenschaftsfreiheit. Unterstützung erhält er dabei vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels (BDB) und der Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlicher Verleger (AWV), die selbst eine Empfehlung als „unangemessenen Druck“ auf publizierende Wissenschaftler empfinden.

Im Gegensatz dazu stellt Rainer Kuhlen in seinem Netethics-Blog die Frage, was Wissenschaftsfreiheit denn überhaupt bedeute. „Die Freiheit der Wissenschaft und das Interesse der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind [...] wohl kaum an die  exklusive individuelle Verfügung über das produzierte Wissen gebunden", meint er.
Wissenschaftsfreiheit bedeute, dass die Forscher und Forscherinnen selbst entscheiden, was sie forschen, wann und wie sie veröffentlichen, aber nicht unbedingt, dass sie den Zugang zu ihren im Rahmen ihrer Forschungstätigkeit entstandenen Werken verhindern, indem sie sie z.B. in einem Verlag veröffentlichen, der eine Zweitveröffentlichung nicht erlaubt. Es gebe eine Sozialbindung auch für geistiges Eigentum.
 

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LIBREAS-Preprint

Als Ergänzung: Den Text Rainer Kuhlens gibt es auch als LIBREAS-Preprint 01/2010 im Weblog der Zeitschrift. 

Preprint bedeutet dabei, dass der Beitrag dort zur Diskussion gestellt und eventuelles Feedback von der Redaktion gesammelt und dem Autor weitergeleitet wird, so dass dieser die Gelegenheit bekommt, seinen Text vor einer Veröffentlichung in der nächsten Ausgabe von LIBREAS entsprechend zu sichten und zu überarbeiten.