Disziplinäre Mandate? Gerd Schwerhoff schreibt heute in der FAZ über eine besondere Form von Open Access in den Geisteswissenschaften

Publizieren die Geisteswissenschaften zuviel? Ja, meint der Dresdner Historiker Gerd Schwerhoff heute in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Vor allem Konferenzen begleitende Sammelbände stellen für ihn allzu hoch aufschäumende Wogen der Publikationsflut dar. Jedoch sind Quotierungen und Beschränkungen von wissenschaftlicher Aktivität keine sinnvolle Option, um hier dämmend zu wirken. Daher schlägt er einen anderen Weg vor, der sich mittelbar auch an andere laufende Debatten anschließen lässt: Nicht alle Proceedings müssen als Druckpublikation über Verlage erscheinen. Um sie sichtbar zu halten, reicht Open Access:

"Ein gangbarer Weg wäre aus meiner Sicht die Entkopplung des Tagungszirkus vom Markt der Druckmedien, indem eine Tagungsdokumentation via Internet im Open-Access-Verfahren obligatorisch gemacht wird. Binnen weniger (drei, höchsten sechs) Monate sollten die Manuskripte der jeweiligen Tagung, versehen mit den notwendigsten Anmerkungen und Nachweisen sowie aufgrund der Tagungsdiskussion inhaltlich revidiert, ins Netz gestellt werden. Den Verpflichtungen gegenüber Wissenschaft und Gesellschaft wäre Genüge getan, die Ergebnisse stünden der Öffentlichkeit im Kern sogar schneller und umfassender zur Verfügung als heute."

Dass das in großem Stil nur funktioniert, indem man Tagungsveranstalter und Tagungsteilnehmer zur OA-Publikation verpflichtet, ist klar. Die Verpflichtung könnte, so der Autor, durch die Förderinstitutionen bzw. Zuschussgeber der Veranstaltungen eingefordert werden. Und auf diesem Weg ist man dann bei einer bestimmten Form von vom Publikationstyp und in diesem Fall auch der Disziplin abhängigen Mandaten.

Schwerhoff, Gerd: Entschleunigung der Forschung – aber wie? In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 10.08.2011. S. N5

(bk)

Kommentare

Scheint eine interessante

Scheint eine interessante Studie zu sein. Schade nur, dass der/die AutorIN dies nicht frei zugänglich gemacht, sondern ein kommerzielles Journal gewählt hat. Oder kann jemand den Text frei finden?

Zu dem Thema "Institutional Repositories: are they valuable to scientists?" vgl. die Diskussion in Petermr´s Blog